Altpfadfinder in Deutschland: Pfadfinden für Erwachsene – Einstieg, Engagement und Vorteile

Pfadfinder sein ist nicht nur etwas für Kinder und Jugendliche. Auch im Erwachsenenalter kann man die Pfadfinderidee weiterleben – getreu dem Motto „Einmal Pfadfinder – immer Pfadfinder“. In Deutschland gibt es aktive Netzwerke und Organisationen für sogenannte Altpfadfinder oder Erwachsenenpfadfinder, die ehemaligen Pfadfinderinnen (und interessierten Neueinsteigerinnen) eine Heimat bieten. Dieser Blogartikel zeigt, wie man als erwachsene Person wieder (oder neu) ins Pfadfinden einsteigen kann, welche vielfältigen Möglichkeiten zur Mitgestaltung es gibt – von lokalen Gruppenstunden bis zu internationalen Projekten – und welche Vorteile dieses Engagement mit sich bringt. Lass dich inspirieren, denn Pfadfinden kennt keine Altersgrenze!

Einstieg als erwachsener Pfadfinder*in – Organisationen und Wege

Wie wird man Altpfadfinder? Der Einstieg ist einfacher, als du vielleicht denkst. In Deutschland schließen sich erwachsene Pfadfinderinnen in sogenannten Pfadfindergilden zusammen – lokalen oder regionalen Gruppen von Altpfadfindern. Diese Gilden sind in einem eigenen Verband organisiert, dem Verband Deutscher Altpfadfindergilden e.V. (VDAPG). Der VDAPG ist die neutrale Dachorganisation aller Altpfadfindergilden in Deutschland. Er steht allen offen, unabhängig von politischer oder konfessioneller Zugehörigkeit und unabhängig davon, aus welchem Jugend-Pfadfinderbund man ursprünglich kommt. Es gibt kein Mindestalter für den Beitritt – typischerweise stoßen Menschen dazu, die früher in einem Pfadfinderbund aktiv waren, aber auch Erwachsene ohne Pfadfinder-Vorgeschichte können Mitglied werden. Wichtig ist nur die Bereitschaft, die Werte der Pfadfinderbewegung auch als Erwachsener zu leben.

Der einfachste Weg ist, eine Altpfadfindergilde vor Ort zu finden und sich dieser anzuschließen. Deutschlandweit bestehen aktuell rund 35 lokale Gilden, verteilt auf fünf Regionen (Nord, West, Süd, Nordrhein-Westfalen und Ost). Sollte es in deiner Umgebung keine lokale Gilde geben, ist das kein Hindernis: Interessierte können der Verbandsgilde des VDAPG beitreten, einer überregionalen Gemeinschaft, die Mitglieder in ganz Deutschland (und sogar weltweit) vernetzt. Informationen und Kontakte vermittelt der VDAPG auf seiner Website und via Kontaktstellen.

Neben dem VDAPG gibt es auch in einzelnen Pfadfinderjugendverbänden Möglichkeiten für Erwachsene. Zum Beispiel kennt der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) eine Ranger- und Roverstufe für junge Erwachsene (ca. 16–25 Jahre). Viele Rover übernehmen dort Leitungsaufgaben oder Projekte; im BdP können Mitglieder ab 25 Jahren als „Erwachsene Pfadfinder*innen“ beratend und unterstützend mitwirken und sich oft in Freundeskreisen organisieren, die Stämmen oder Landesverbänden angegliedert sind. Allerdings richtet sich das „Altpfadfinder“-Netzwerk primär an Erwachsene jenseits der klassischen Jugendstufen, die ohne direkte Jugendarbeit weiterhin Pfadfinder sein möchten. Für sie bietet die Gemeinschaft der Altpfadfinder eine ideale Plattform.

International vernetzt: Der VDAPG ist Teil der weltweiten International Scout and Guide Fellowship (ISGF) – der internationalen Gemeinschaft der erwachsenen Pfadfinderinnen und Pfadfinder. In dieser sind in 42 Nationen etwa 100.000 Mitglieder organisiert. Deutschland gehört dabei zur Europa-Region der ISGF und zur Subregion Zentraleuropa (SRZE). Als Mitglied einer deutschen Gilde bist du also automatisch in dieses internationale Netzwerk eingebunden, mit Zugang zu internationalen Treffen, Freundschaften und Projekten rund um den Globus.

Engagementsmöglichkeiten: Lokal, national, international aktiv werden

Einmal Mitglied geworden, stehen dir zahlreiche Möglichkeiten offen, dich als Altpfadfinder*in einzubringen – vor Ort in deiner Gemeinde, auf Landes- oder Bundesebene und sogar international. Hier einige Beispiele, wie und wo du aktiv werden kannst:

Lokal – in der Gruppe und der Gemeinde

Viele Altpfadfinder unterstützen ihren alten Stamm oder benachbarte Jugendgruppen. Du kannst z.B. bei Gruppenstunden aushelfen oder deine Erfahrungen an jüngere Leiter*innen weitergeben. Altpfadfinder engagieren sich oft bei der Organisation von Lagern oder der Pflege von Pfadfinderheimen und Zeltplätzen. Ebenso starten Gilden eigene soziale Projekte in der Gemeinde – sei es eine Spendenaktion, Umwelt- und Naturschutzarbeit oder die Pflege von Traditionen. Ein Beispiel: Altpfadfinder aus Bayern führen jährlich eine „Gute Tat“ für die Natur durch. So halfen 2022 Altpfadfinder aus dem Chiemgau dabei, auf einer Hochalm Fichten zu entnehmen, um Lebensraum für das seltene Birkhuhn zu schaffen. Lokales Ehrenamt kann also vieles bedeuten: vom Helfen beim Sommerlager bis zur Biotoppflege in den Bergen – überall dort, wo „Scout-Oldies“ gebraucht werden und Gutes tun können.

Auf Landes- und Bundesebene

Auch jenseits der Ortsgruppe können Altpfadfinder Verantwortung übernehmen. Im VDAPG selbst gibt es Regionalkreise und Gremien, in denen man Projekte anstoßen oder an Veranstaltungen mitwirken kann. Altpfadfinder unterstützen z.B. große Bundeslager oder Pfadfinderveranstaltungen, indem sie bei Logistik und Organisation helfen. So stellte der VDAPG Helfer für das BdP-Bundeslager Vineta 2005 und ähnliche Events. Außerdem initiieren Altpfadfinder eigene Veranstaltungen: Der Hamburger Singewettstreit – ein bundesweiter Liederwettbewerb der Pfadfinder – wurde ursprünglich von einer Altpfadfindergilde ins Leben gerufen und viele Jahre ausgerichtet. Darüber hinaus betreibt der VDAPG das Zentralarchiv des deutschen Pfadfindens zur Bewahrung der Pfadfindergeschichte. Auf Verbandstreffen und Jahrestagungen können Altpfadfinder aus ganz Deutschland Ideen austauschen und die Zukunft des Pfadfindens für Erwachsene mitgestalten – etwa wurde 2023 auf einem Verbandstreffen im Ruhrgebiet über neue Perspektiven und eine „Zukunftswerkstatt“ für die Erwachsenenpfadfinderei beraten. Kurz: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, eigene Talente einzubringen – ob als Trainerin, Organisatorin, Archivarin oder Ideengeberin. Jede*r kann nach den eigenen Interessen aktiv werden.

Internationales Engagement

Als Altpfadfinder*in stehst du Teil einer weltweiten Gemeinschaft – und kannst diese aktiv erleben. Es finden regelmäßige internationale Konferenzen und Begegnungen statt. So war Bremen 2019 Gastgeber der 10. Europakonferenz der Erwachsenenpfadfinder, bei der Delegierte aus ganz Europa unter dem Motto „Diversity“ zusammenkamen. Darüber hinaus treffen sich Altpfadfinder informell zu „Friendship Camps“ oder Reisen. Deutsche Gilden pflegen Partnerschaften mit ausländischen Gruppen und Projekten. Ein eindrucksvolles Beispiel ist das Kenia-Projekt des VDAPG: Seit einigen Jahren unterstützen deutsche Altpfadfinder ein Bildungs- und Entwicklungsprojekt in Nyandiwa am Victoriasee. Jährlich reist eine kleine Gruppe Freiwilliger nach Kenia, um vor Ort im Pfadfinderzentrum mit anzupacken – jüngst im Frühjahr 2024 war wieder ein Team aus einer hessischen Gilde und der Zentralgilde für zwei Wochen dort aktiv. Solche Projekte verbinden Abenteuer mit Entwicklungszusammenarbeit und gelebter Völkerverständigung. Aber auch in Europa selbst zeigt sich die internationale Solidarität: 2022 sammelte der VDAPG Spenden und unterstützte sowohl den ukrainischen Pfadfinderbund (Plast) als auch die polnischen Pfadfinder bei Hilfsaktionen für vom Krieg betroffene Menschen. Ob internationale Lagerfeuerromantik oder gemeinsames Anpacken für den guten Zweck – als Altpfadfinder*in kannst du über Grenzen hinweg Freundschaften schließen und helfen, wo es nötig ist.

Vorteile und Mehrwert: Warum sich das Engagement als Altpfadfinder lohnt

Die Mitgliedschaft bei den Altpfadfindern bereichert nicht nur die Gemeinschaft, sondern vor allem dich selbst. Hier die wichtigsten Vorteile im Überblick:

• Lebenslange Freundschaften: Du triffst auf Gleichgesinnte jeden Alters und knüpfst neue soziale Kontakte. In der Gilde entsteht schnell ein kameradschaftliches Wir-Gefühl. Viele ehemalige Pfadis fühlen sich der weltweiten Pfadfinderfamilie lebenslang verbunden – in der Altpfadfindergemeinschaft kannst du diese Verbundenheit aktiv ausleben und Teil eines starken Netzwerks sein.
• Sinnstiftendes Ehrenamt: Als Altpfadfinder*in engagierst du dich freiwillig für etwas, das Sinn macht – sei es Jugendarbeit zu unterstützen, die Natur zu schützen oder soziale Projekte zu initiieren. Dieses Wirken für die Gemeinschaft stiftet Sinn und gibt dir das gute Gefühl, deine Fähigkeiten für etwas Positives einzusetzen. Ganz nach dem pfadfinderischen Ideal „die Welt ein bisschen besser verlassen“ als man sie vorgefunden hat.
• Aktiv draußen in der Natur: Pfadfinder lieben die Natur – das hört im Erwachsenenalter nicht auf. Ob gemeinsame Wanderungen, Lagerfeuerabende oder Zelten unter dem Sternenhimmel, die Altpfadfinder bieten viele Gelegenheiten für Bewegung an der frischen Luft und kleine Abenteuer. In den Gilden wird tatsächlich noch gewandert, gesungen und draußen etwas unternommen. Das hält fit, erdet und bringt dich raus aus dem Alltagstrott.
• Lebenslanges Lernen: Neues entdecken und dazulernen ist ein Kern der Pfadfindererfahrung – und das gilt auch für Erwachsene. Durch Workshops, Seminare (z.B. zu Kultur, Geschichte, sozialen oder pädagogischen Themen) und den Austausch mit anderen bleibt man geistig in Bewegung. Altpfadfinder bringen unterschiedliche Berufe und Kenntnisse mit – voneinander lernen und den eigenen Horizont erweitern ist daher garantiert.
• Gesellschaftliches Engagement: Pfadfinderliches Handeln ist gelebtes Gemeinwohl. Ob Umweltaktionen vor Ort, humanitäre Hilfe oder die Unterstützung der Pfadfinderjugend – Altpfadfinder leisten einen Beitrag zur Gesellschaft. Sie packen Probleme an, wo Hilfe gebraucht wird, und setzen Zeichen der Solidarität (z.B. durch Spendenaktionen wie für die Ukraine-Hilfe). Dieses Engagement vermittelt das Gefühl, Teil einer positiven Bewegung zu sein, die wirklich etwas bewirkt.
• Globale Verbundenheit und Abenteuer: Durch die internationale Vernetzung bietet das Altpfadfinder-Dasein die Chance, über den Tellerrand zu schauen – internationale Freundschaften zu schließen, andere Länder und Kulturen kennenzulernen und gemeinsam mit Menschen weltweit an Projekten zu arbeiten. Ein einfaches Halstuch oder Abzeichen kann Türen öffnen: Man spürt sofort die besondere Verbindung, die Pfadfinder rund um den Globus teilen. Diese Völkerverständigung im Kleinen ist unbezahlbar und führt zu unvergesslichen Erlebnissen.

Nicht zuletzt macht das Ganze einfach Spaß. Bei den Altpfadfindern wird auch gefeiert und gelacht – ob beim Lagerfeuer, beim Singen alter Pfadfinderlieder oder auf Treffen, wo Generationen von Pfadis Anekdoten austauschen. Man genießt die Kameradschaft ohne Leistungsdruck. Viele sagen: Die Rückkehr zur Pfadfinderei im Erwachsenenalter hat ihrem Leben neue Freude und Tiefe gegeben. Der VDAPG wirbt sogar damit: Eine Mitgliedschaft „erweitert deine Lebensqualität“ und „bereichert dein Leben“ – dem können zahlreiche Altpfadfinder aus eigener Erfahrung zustimmen.

Fazit: Pfadfinder sein – ein Abenteuer fürs Leben, das nie aufhören muss

Engagiert zu sein wie ein Pfadfinder endet nicht mit 18 – Pfadfinden kann ein Abenteuer fürs ganze Leben sein. Die Altpfadfinder in Deutschland bieten dir die Möglichkeit, diese Abenteuer fortzusetzen oder ganz neu zu beginnen. Du kannst aktives Mitglied einer weltweiten Bewegung bleiben, ohne täglich eine Jugendgruppe leiten zu müssen. Ob du ehemals Pfadi warst oder als Erwachsener neu dazukommst: Es erwarten dich Gemeinschaft, sinnvolle Aktivitäten und die Chance, die Pfadfinderideale in deinem Alltag weiterzuführen.

Worauf wartest du? Schließe dich einer Pfadfindergilde an, knüpfe das Halstuch wieder um und erlebe die Freude, gemeinsam mit anderen die Welt ein bisschen besser zu machen. Deine Erfahrungen, Talente und dein Enthusiasmus sind herzlich willkommen – denn „Gemeinsam erreichen wir mehr!“. In diesem Sinne: Gut Pfad auf deinem weiteren Lebensweg – vielleicht ja bald als Altpfadfinder*in!